Aktuelles

20.05.2022

Leuchtturmprojekt in Sachen Klima- und Umweltschutz

Mit der Sanierung und Aufstockung der Wohnanlage in der Friedrich-Inhauser-Straße hat die Heimat Österreich ein Projekt geschaffen, das den Klima- und Umweltschutz und leistbares Wohnen miteinander vereint.

Dass dieses Bauprojekt vollkommen außergewöhnlich ist, zeigen alleine schon die zahlreichen Preise, die das innovative Bauvorhaben schon jetzt für sich verbuchen kann. Und das bereits vor der offiziellen Übergabe am 20.05.2022, die unter Teilnahme von hochkarätigen Gästen aus Politik, Forschung und Wirtschaft stattfinden wird. Neben den Landesräten Andrea Klambauer und Josef Schwaiger sowie der Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds Theresia Vogel hat auch Sektionschefin Henriette Spyra, Leiterin der Sektion III „Innovation und Technologie" im Klimaschutzministerium (BMK), in Vertretung von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler ihr Kommen zugesagt.

Was macht das Projekt „Friedrich-Inhauser-Straße" im Salzburger Stadtteil Aigen so besonders? Die Wohnsiedlung wurde Mitte der 80er Jahre errichtet und war dringend sanierungsbedürftig. Im Sinne der Nachhaltigkeit und des Klima- und Umweltschutzes hat die Heimat Österreich (HÖ) den visionären Schritt gewagt, mit Expert*innen und Planer*innen ein Sanierungskonzept zu entwickeln, mit dem nicht nur die Pariser Klimaziele von 2030 eingehalten werden können, sondern bei dem auch die sozialen Bedürfnisse der Bewohner*innen berücksichtigt werden – und das alles im engen Kostenrahmen des geförderten Wohnbaus.

Die Bestandsgebäude der Siedlung wurden saniert und revitalisiert. Zusätzlich wurden durch Aufstockung aus den ehemals 75 Wohnungen nunmehr 99 Wohneinheiten. Dafür mussten die Bewohner*innen für die Zeit der Baumaßnahmen umziehen. Ein Vorhaben, für das viele Gespräche zur Entwicklung gemeinsamer Lösungen erforderlich waren. Mithilfe anderer gemeinnütziger Bauvereinigungen und dem Wohnservice der Stadt Salzburg wurden Ersatzwohnungen gefunden, die Umzüge wurden organisiert, Kosten errechnet und übernommen. Besonders wichtig war die persönliche Betreuung der Bewohner*innen. Ein eigens dafür abgestellter Mitarbeiter der „Heimat Österrreich" und die renommierte Soziologin Rosemarie Fuchshofer, hatten für alle Fragen und Unsicherheiten der Bewohner*innen stets ein offenes Ohr. Der Kontakt zu den Mieter*innen wurde so über die Dauer der Bauarbeiten gehalten und rund ein Drittel der ehemaligen Bewohner*innen sind nach Abschluss der Umbauten wieder in ihre Wohnung zurückgekehrt.

Dank der Begleitforschung, die durch den Klima- und Energiefonds im Rahmen seiner „Smart Cities Initiative" finanziert wurde, konnte ein umfassendes Sanierungskonzept für das Projekt entwickelt werden. Oberstes Ziel war es, den CO₂-Ausstoß der Wohnungsanlage auf ein Minimum zu reduzieren. Klima- und Energiefonds Geschäftsführerin Theresia Vogel: „Rund ein Drittel seiner Endenergie braucht Österreich für das Heizen von Gebäuden und die Aufbereitung von Warmwasser. Diesen Wert müssen wir ganz rasch drastisch reduzieren. Projekte wie dieses zeigen, dass das durch gut geplante Sanierung und den Willen aller – der Projektumsetzer*innen, aber auch der Mieter*innen – möglich ist."

Statt mit Gas werden nun alle 99 Wohnungen zu 100% mit Wärme aus Sonne, Wind und Wasser versorgt. Der Energieverbrauch der Gebäude wurde durch ein neuartiges Fassadendämmsystem aus Cellulose drastisch reduziert. Für die Aufstockung wurden überwiegend nachwachsende Rohstoffe verwendet. Es kommen Photovoltaik, Wärmerückgewinnung aus Abwasser und Raumluft sowie Pufferspeicher zum Einsatz. Diese nachhaltige Energielösung ist vorbildlich und wird auch im EU Horizon 2020 Projekt "Syn.ikia" als Modellbeispiel kommuniziert.

„Das Energiekonzept des Gebäudes ist absolut zukunftsweisend und sucht seinesgleichen", so HÖ-Geschäftsführer Ing. Stephan Gröger und ergänzt: „Die Wärmerückgewinnung aus Abwasser ist im mehrgeschossigen Wohnbau ein völlig neuer Ansatz. Bisher ist das Warmwasser ungenutzt in den Kanal geflossen, jetzt versorgt es das komplette Gebäude mit Energie."

Wichtige Instrumente waren neben der Begleitforschung auch die Qualitätssicherungs- und Planungsinstrumente von klimaaktiv, der Klimaschutzinitiative des BMK. So konnten die einzelnen Gebäude mithilfe des Gebäudestandards kostenoptimal und effizient entwickelt werden. Neben der Energieversorgung und der Baustoffe wird im klimaaktiv Siedlungsstandard auch die Alltagsmobilität in die CO2 Bilanz miteinbezogen. In diesem Bereich besteht noch das größte CO2 Reduktionspotential. Sektionschefin Henriette Spyra, Klimaschutzministerium: „Österreich will bis 2040 klimaneutral werden. Um das zu erreichen, müssen wir alte Bestandsgebäude sanieren und klimafit machen. Das Projekt hier zeigt, dass mithilfe des klimaaktiv Siedlungsstandards eine Sanierung kostenoptimal und effizient geplant und umgesetzt werden kann. Wir sind davon überzeugt, dass hier in Salzburg Lösungen gezeigt werden, die Siedlungsentwicklung in Österreich zukünftig beeinflussen werden." Die Gebäude in der Siedlung entsprechen zudem dem klimaaktiv Gold-Standard und damit den höchsten ökologischen Qualitätsanforderungen.

Eine Vorreiterrolle übernimmt das Projekt deshalb vor allem auch mit einem innovativen und im Bundesland bisher einzigartigen Mobilitätskonzept. Ziel war es, die Nutzung des privaten Pkws durch alternative Fortbewegungsmöglichkeiten zu reduzieren.

Die verstärkte Nutzung von alternativen Fortbewegungsmöglichkeiten, wie z.B. öffentliche Verkehrsmittel, Radfahren oder zu Fuß gehen können bereits einen nachhaltigen Beitrag für Umwelt und Lebensqualität leisten. Das Konzept der Friedrich-Inhauser-Straße geht jedoch noch weit darüber hinaus. Im sogenannten „Mobility Point", einem ca. 25 m² großen Raum, der für alle Bewohner*innen mittels des eigenen Wohnungsschlüssels zugänglich ist, werden in Kooperation mit FAMILY OF POWER unterschiedliche Sharing-Produkte (sogenannte Mobilitätsbausteine) sehr kostengünstig zur Nutzung angeboten. Das Portfolio umfasst neben Fahrrad-Korbanhänger, Fahrrad-Kinderanhänger, E-Scooter und E-Bikes sogar ein E-Lastenpedelec sowie ein E-Auto. Die Ladestationen für die E-Mobilitätsbausteine befinden sich direkt im oder vor dem Mobility Point.

Selbst dem gestiegenen Onlinehandel wurde bei dem Mobilitätskonzept Rechnung getragen. Um unnötige Wege und somit klimaschädliches CO₂ einsparen zu können, wurde ein Paketraum eingerichtet. In diesem befindet sich die MYFLEXBOX, ein intelligent vernetztes und flexibel nutzbares Schließfachsystem, in denen Pakete und andere Gegenstände sicher hinterlegt und rund um die Uhr abgeholt werden können.

„Unser Mobilitätskonzept in der Friedrich-Inhauser-Straße ist schon sehr weit entwickelt und sicherlich zukunftsweisend. Darauf sind wir auch sehr stolz, wissen jedoch, dass gerade in dieser Richtung noch sehr viel machbar ist. Das ist auch notwendig, wenn wir nachhaltig etwas für den Klima- und Umweltschutz bewirken wollen", erklärt Dir. Stephan Gröger.

Über sieben Jahre nach der ersten Idee ist nun das für unmöglich gehaltene Vorhaben fertiggestellt und definiert neue Möglichkeiten und Standards für einen klimafreundlichen Wohnbau und Bestandssanierungen. Die konzeptionellen Ansätze und innovativen Ideen werden die Siedlungsentwicklung in Österreich sicherlich nachhaltig beeinflussen.

Bericht Friedrich-Inhauser-Straße (STADT NACHRICHTEN).pdf
Bericht Friedrich-Inhauser-Straße (DIE PRESSE).pdf
Bericht Friedrich-Inhauser-Straße (WEEKEND MAGAZIN).pdf

Infobroschüre "Wir InHAUSer" downloaden!
Infobroschüre "Golden Energy Projekt Waste" downloaden!

Fotos: © www.vogl-perspektive.at (Foto 1-9), © www.christof-reich.com (Foto 10-11)